Crashkurs zum Thema: Kolumnisten -
Die Millionäre der Zukunft
von Harald
Schmidt aus seinem Buch
Warum und Wohin.
Hier zehn goldene Regeln:
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Kein Thema ist zu armselig, um nicht
auf zwei DIN-A4-Seiten ausgewalzt zu
werden. Je dünner der Inhalt, desto
bombastischer sollten die
Überschriften ausfallen (Ende des
Universums, Menschheit ade ...).
Finger weg von Fachgebieten. Hier
könnte man Ihnen auf die Schliche
kommen. Bringen Sie Nobelpreisthemen in
einem »menschlichen Zusammenhang«
(Mutti und die Atombombe).
Ab und zu mal ein cooles Zitat
einstreuen, à la »seriousness of
purpose and lightness of touch«
(C. P, Scott, Manchester Guardian).
Heißt soviel wie: Auch beim Thema WK II
schön locker bleiben.
Profitieren Sie von anderen. Einen
gründlich recherchierten Artikel im
Nachrichtenmagazin A garnieren Sie mit
Kalauern, vertreten sodann die
Gegenposition, und fertig ist die
Kolumne für Nachrichtenmagazin B.
Alle fünfzehn Artikel einmal William
Safire erwähnen.
Zappeln lassen. Nicht verraten, wer das
ist.
Keine Anbiederung. Überlassen Sie
Themen wie Massenarbeitslosigkeit,
Subventionsabbau und Steuervorteile für
Reiche ehrgeizigen Ressortleitern in
der Lokalpresse. Ihr Motto sei: Aut
sint ut sunt, aut non sint (je größer
der Sozialabbau, desto wichtiger die
Weißweintemperatur).
Überraschen Sie mit stilistischen
Finessen. Stellen Sie ungezwungene
Bezüge her zwischen Papst Clemens VIII
(1758-69) und dem aktuellen Benzinpreis.
Verschleiern Sie Ihren tatsächlichen
Bildungsstand (soweit möglich).
Sollte Ihnen mal wirklich absolut gar
nichts einfallen, beginnen Sie Ihren
Text mit dem Satz »Nicht umsonst gilt
Beharrlichkeit als das Ideal der
Jesuiten«.
Kündigen Sie zehn Punkte an und bringen
Sie elf. Ihre Gegner werden staunen.